Quellen
Sagenumwobene Ursprünge des Lebens
Quellen sind die Ursprünge unserer Bäche und Flüsse. Es sind kleine und versteckt liegende Lebensräume, die früher als mystische Orte verehrt wurden oder sogar Schauplätze kultischer Zeremonien waren. Wegen der heilenden Wirkung des reinen Wassers, das aus ihnen sprudelt, entwickelten sich manche Quellen zu bekannten Wallfahrtsorten, die bis heute nichts von ihrer Bedeutung verloren haben. Die meisten Siedlungen und Dörfer entstanden in Quellnähe.
Neben dieser überlebenswichtigen Funktion für den Menschen beherbergen Quellen eine ganz eigentümliche und hoch spezialisierte Pflanzen- und Tierwelt. Quellen sind Lebensräume, die nur durch spezielle Anpassungen dauerhaft besiedelt werden können. Quellbiotope zeichnen sie sich durch konstantes Klima aus, was sie zu „Wärme-Oasen“ im Winter und zu angenehm „kühlen Refugien“ im Sommer macht.
An Quellen findet man Überlebenskünstler des Tier- und Pflanzenreichs, wie z.B. die Gestreifte Quelljungfer (Cordulegaster bidentata), eine unserer größten Libellenarten. Doch auch winzige, unscheinbare Lebewesen wie die Österreichische Quellschnecke oder die Alpenplanarie verstecken sich am Quellgrund. Dazu findet man Amphibien, Molche, Salamander und eine ganz charakteristische Vegetation im Umfeld unberührter Quelltöpfe. Das Bayerische Löffelkraut, ein echter Urbayer - weltweit nur in Bayern heimisch (endemisch) – gehört zu dieser Kategorie einzigartiger Quellbewohner.
An unberührten Quellstandorten kann man sogar „Süßwasser-Riffe“ finden: es sind sogenannte Kalktuffquellen. Sie entstehen, wenn kalkhaltiges Wasser lange Zeit ungestört über Moose rieselt. Die Moose fällen dabei aktiv Kalk aus und werden nach und nach mit einer Kalkschicht überzogen. Schließlich entwickeln sich daraus versteinerte, korallenähnliche Pflanzenformationen.
Leider wurden in der Vergangenheit viele intakte Quellen zerstört. Bis heute gehören Quelleinfassungen und Verbauungen, Drainagen und Verfüllungen, Aufforstungen oder die Einleitung von Schadstoffen und Düngemitteln zu den zentralen Gefährdungsfaktoren. Gleichzeitig wird in zunehmendem Maß versucht, Quellen zu renaturieren und sie wieder frei zu legen. Im Lauf der Zeit entwickeln sie sich dann wieder zu den stillen, geheimnisvollen und vielfältigen Lebensräumen zurück, wofür sie seit jeher bekannt sind.