Nutzungsgeschichte
Von Torfstechern, Wurstelmaschinen und Schlitzgräben
Seit vielen Jahrhunderten prägt der Mensch das Landschaftsbild zwischen Eggstätt und Seeon – und stets waren auch die ausgedehnten Moore und Streuwiesen ein wichtiger Bestandteil der gemeinsam genutzten Flächen. Sie wurden früher traditionell als gemeinschaftliche Weidefläche ("Allmende") oder zur Gewinnung von Einstreu für das Vieh genutzt. Diese schonende landwirtschaftliche Nutzung gewährleistete lange Zeit ein harmonisches Zusammenleben von Mensch und Natur und schuf eine artenreiche Kulturlandschaft.
Etwa ab 1800 begann die Ausbeutung der Moore. Der abgebaute Torf wurde als Brennmaterial für die Salzgewinnung in den Salinen, zum Antrieb von Lokomotiven entlang der neu gebauten Bahnstrecken sowie als Brennmaterial im Haushalt verwendet. Um 1840 hob die königlich bayerische Regierung die allgemeinen Nutzungsrechte für die Moore auf, was deren individuelle Gestaltung und Veränderung ermöglichte. Nachdem die Moore in Privat- oder Staatseigentum übergegangen waren, schritt auch ihre Kultivierung und Urbarmachung in immer schnellerem Tempo voran.
Vom Ende des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich daraus der großflächige Torfabbau. Der wachsende Bedarf an Torf führte in den folgenden Jahrzehnten zur systematischen Entwässerung vieler zuvor intakter Moorbereiche und Feuchtflächen. Der Bedarf an Torf für Salinen, Eisenbahnen, Stalleinstreu, Befeuerung der Bierbraukessel sowie für Haushalt und Garten stieg stetig an, was schließlich zur Zerstörung riesiger Moorflächen führte (Beispiel Weitmoos: dort wurden in wenigen Jahren 40.000 Tonnen Hochmoortorf von Hand abgebaut).
Auch während der Notzeiten nach den Weltkriegen war Torf ein begehrtes Brennmaterial. Man regulierte und reduzierte das Wasserstandsniveau der Seen und Fließgewässer im Gebiet, was zur Entwässerung angrenzender Feucht- und Streuwiesen führte. Zusätzlich wurden die meisten Moore durch ein dichtes Netz von Schlitzgräben systematisch trocken gelegt. Erst danach konnten sie land- oder forstwirtschaftlich intensiver genutzt werden. Deshalb ist die Kulturlandschaft zwischen Eggstätt und Seeon heute nicht nur geprägt von naturnahen Landschaftsbestandteilen wie Seen, Streuwiesen und Mooren, sondern auch von intensiv genutzten Grünlandflächen und Fichtenforsten, die auf den entwässerten Moorstandorten durch den Menschen angelegt wurden.
Erst ab der Mitte des 20. Jahrhunderts kam ein allmähliches Umdenken zustande und der Schutz der verbliebenen Moore wurde konsequent verfolgt. Die Renaturierung von Mooren durch Grabenschluß und Wiedervernässung ist ein aufwendiges und langwieriges Verfahren, das nur mit Unterstützung der örtlichen Bevölkerung Erfolg verspricht. Im Lauf von Jahrzehnten können so aus entwerteten Mooren wieder intakte und einzigartige Lebensräume werden.