Burghamer Filz
Naturnaher Hochmoorkern und Moor-Renaturierung
Das Burghamer Filz ist von sanften Moränenhügeln eingefasst und so von den benachbarten Hochmooren nördlich des Chiemsees abgetrennt. Es entstand nach der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren aus einem Versumpfungsmoor auf den Seetonschichten und Sedimenten des Ur-Chiemsees.
Wie es für Hochmoore typisch ist, wuchs die Torfschicht im Lauf der Zeit über den Grundwasserhorizont hinweg und wird seitdem nur mehr vom Regenwasser versorgt. Die Torfmoose - als "Motoren im Moor" - schaffen einen hohen Säuregrad, der nur von wenigen Hochmoor-Spezialisten unter den Pflanzen und Tieren toleriert wird.
Hochmoore sind urtümliche Lebensräume und jahrtausendealte Ökosysteme, die ohne den Einfluss des Menschen für lange Zeit in einem relativ konstanten Entwicklungsstadium bleiben. Der naturbelassene Kern eines Hochmoors gehört dabei zu den wenigen, von Natur aus fast waldfreien Standorten.
Weil das Burghamer Filz durch Entwässerung, Torfabbau und Kultivierung nicht so stark verändert und zerstört wurde, ist sein Erhaltungszustand heute besser als der umliegender Moore im Biotopverbund.
Von der Aussichtsplattform fällt der Blick auf ein naturnahes Hochmoor. Bei genauer Betrachtung kann man noch die uhrglasförmige Aufwölbung des zentralen Hochmoorkörpers erahnen. Der Kern des Hochmoores wird dominiert von Latschenvegetation (dort findet sich auch deren aufrecht wachsende Form: die Spirke). Auf den Torfmoos-Bulten (Erhebungen) und in den wassergefüllten Schlenken (Vertiefungen) leben spezialisierte Hochmoorbewohner wie der fleischfressende Sonnentau, das Wollgras oder die rosa blühende Rosmarinheide. Im Halbschatten unter den Latschenzweigen und Heidelbeeren liegt die giftige Kreuzotter versteckt und vom höchsten Punkt der Kiefern lässt der Baumpieper seinen melancholischen Gesang ertönen.
Sobald der Mensch durch Torfabbau und Entwässerung in dieses Ökosystem eingreift, zerstört er dessen Widerstandsfähigkeit. Durch die Austrocknung des Moores kommt es zur „Verheidung“, allmählich wandern vom Rand und entlang der Entwässerungsgräben Heidekraut und Gehölze ein und zerstören in wenigen Jahrzehnten einen über Jahrtausende gewachsenen Lebensraum. Ein einzigartiges Ökosystem geht unwiederbringlich verloren.
Der östliche, entwässerte Teilbereich des Burghamer Filz wurde im Jahr 2006 renaturiert. Der Wald wurde abgeholzt, Entwässerungsgräben im Hochmoor wurden mit Torfwällen verschlossen. Regenwasser bleibt nun wieder im Moorkörper. Durch die Renaturierung im Burghamer Filz wurde dem schleichenden Zerfallsprozess des Hochmoores entgegen gewirkt. Nun regenerieren sich die Torfmoose und andere moortypische Pflanzen und das Torfwachstum beginnt langsam wieder von Neuem. Wer die Natur mit offenen Augen betrachtet, kann hier schon nach wenigen Jahren neue Rückzugsräume und „Initialzündungen“ im Moor erkennen. Moorschutz ist eine Investition für die Zukunft: sie erfordert viel Geduld und langen Atem !
Infotafel zum Hochmoor Burghamer Filz (pdf)
Infotafel zum renaturierten Hochmoorbereich im Burghamer Filz (pdf)