Raubwürger
Wie mancher Jäger liebt auch er komfortable Ansitzwarten
Der Raubwürger (Lanius excubitor) - auch Grauwürger genannt - gilt sowohl in Bayern wie auch bundesweit als "vom Aussterben bedroht". Seit 1980 nahm sein Bestand um mehr als 50 Prozent ab. Nur mehr in wenigen Landesteilen ist er heute regelmäßig als Brutvogel anzutreffen. Seine
bayerischen Verbreitungsschwerpunkte liegen v.a. in der Rhön sowie in Mittelfranken. Viele Brutvorkommen im Donautal und in Südbayern sind mittlerweile erloschen.
Trotzdem ist der seltene Raubwürger auch sporadisch im Biotopverbund-Gebiet nördlich des Chiemsees anzutreffen. Halboffene Landschaften in Mooren und Feuchtgebieten sind für ihn als Lebensraum bestens geeignet. Ob er hier noch brütet, ist fraglich. Mit viel Glück kann man ihn abends auf seiner exponierten Ansitzwarte, z.B. einem Telegrafenmast am Rande einer Streuwiese beobachten. Auf solchen extensiv genutzten Flächen mit reichhaltigen Strukturelementen (Gebüschgruppen, ungemähte Feldraine, Waldränder, Lesesteinriegel) findet der Raubwürger als räuberischer Singvogel genug Nahrung und Unterschlupf. Ähnlich wie ein Falke rüttelt er gerne auch im Flug. Bei uns ist er ganzjährig anzutreffen (Jahresvogel oder Teilzieher), meistens beobachtet man ihn aber im Herbst oder Winter.
Der lateinische Artname "Lanius" bedeutet Fleischer und bezieht sich auf die Gewohnheit aller Würgerarten, ihre Beutetiere (Mäuse, Eidechsen, Schlangen, Heuschrecken, Käfer und andere Insekten an den Dornen von Schlehe, Weißdorn oder Wildrose aufzuspießen). Der kleine Vetter des Raubwürgers, der Neuntöter (Lanius collurio) - auch Rotrückenwürger genannt - ist im Biotopverbund ebenso anzutreffen.
Obwohl seit Jahren viel Energie in den landesweiten Biotopverbund investiert wird, leiden bestandsbedrohte Arten wie der Raubwürger nach wie vor unter Strukturverarmung und zunehmender Zersiedelung unserer Landschaft. Gerade Arten wie der Raubwürger, die am oberen Ende der Nahrungspyramide angesiedelt sind und große, störungsarme Lebensräume brauchen, können diesen Verlust an Lebensqualität in vielen Gegenden kaum mehr ausgleichen. Der Bestand des Raubwürgers bleibt wohl auch deshalb auf niedrigem Niveau.
Es wäre zu wünschen, dass die bayerischen Biotopverbund-Projekte seine Überlebenschancen mittelfristig wieder verbessern helfen !
Raubwürger (Lanius excubitor)
Rote Liste Bayern 1, vom Aussterben bedroht